Präzise Einschätzung durch präzise Fragen
Ein Kollege hat mir vor einer Weile eine sehr interessante Fragetechnik vorgestellt, die er bei der Auswahl von Kandidaten anwendet, ab Level Mittleres Management, sowohl für Festeinstellungen als auch für freiberufliche Externe.
Manche Fragen sind sehr unpräzise
Was mich persönlich nervt, sind Fragen, mit denen ich wenig anfangen kann, wie „kennen Sie sich aus mit (…)“ oder „wie gut können Sie (…)“. Das ist mir zu unscharf. Unter „Auskennen“ und unter „gut“ verstehen unterschiedliche Menschen sehr unterschiedliche Dimensionen. Wie an anderer Stelle präzisiert, unter „hervorragenden Excel-Kenntnissen“ versteht der eine das Ziehen von Spaltensummen, der andere die Programmierung komplexer Makros mit ABAP-Anbindung.
Präzise ist vor allem – naja – präziser
Bei der vorgestellten Fragetechnik wird sehr präzise nachgehakt. Die Fragestellung ist ungefähr so:
„Bitte beschreiben Sie mir Ihre Tätigkeit bei der Aufgabenstellung (…). Beschreiben Sie Schritt für Schritt und sehr genau, welche Daten Sie als Input genutzt haben und was Sie ganz genau damit getan haben, so als würde ich ein Video von Ihrer Arbeit anschauen.“ Im Gespräch wird ggf. detailliert nachgefragt.
Diese Methode lässt wenig Raum für Gelaber, Make-Believe, Halbwahrheiten und Missverständnisse. Der Interviewer kann sehr genau nachfragen und an einzelnen Detailentscheidungen des Freelancers eine Einschätzung von dessen Kompetenzen und Präferenzen gewinnen.
Was soll ich denn auf eine völlig globale Frage antworten?
Eine globale Nachfrage wie „haben Sie schon mal Produktionscontrolling gemacht?“ führt nicht zu relevanten, verwertbaren Antworten. In meinem Fall, ich habe mal einen Einsatz gehabt, der „Produktionscontrolling“ GENANNT wurde, also könnte ich auf die Frage mit „ja“ antworten. Betrachtet man aber genauer, was ich in diesem Einsatz gemacht habe, so hatte das mit Produktionscontrolling nichts zu tun, es erforderte null Kenntnisse von Produktionsprozessen oder Kostenstrukturen der Produktion. Was in dem Projekt vorkam, waren einfache Nachkalkulationen nach vorgegebenen Werten und etwas Optimierung von Monatsberichten.
Interimsmanager machen immer wieder was Neues
Es liegt in der Natur des Interimsmanagement, dass wir immer wieder mit neuen Aufgaben, Problemen und Herausforderungen konfrontiert sind. Es kommt auch oft genug vor, dass ich mit exakt der Aufgabe, nach der gefragt wird, keine Erfahrung habe. Nach meiner Erfahrung ist es nicht weiter schlimm, wenn ich das offen zugebe und z.B. sage „genau damit kann ich gerade nicht dienen, aber eine sehr ähnliche Tätigkeit war (…)“
Diese präzise Art der Kommunikation führt zu präzisen Einsatzmöglichkeiten.
VIEL ERFOLG!
admin
Letzte Artikel von admin (Alle anzeigen)
- Transparent und menschlich zusammenarbeiten bei SEMCO - 10. April 2018
- ROADS – demos - 1. April 2018
- Ein Meister der Kommunikation und Führung: Jocko Willink - 22. Februar 2018
Schreibe einen Kommentar